Im Netz spricht gerade jeder über die neue App Vero. Wir von Sellwerk wollten diesem neuen Social Media Hype einmal auf den Zahn fühlen. Handelt es sich dabei nur um eine weitere Eintagsfliege, wie „Ello“ oder „Peach“ oder kann sich Vero wirklich gegen Instagram und Co. behaupten?
Alles was Sie über Vero wissen müssen, lesen Sie in unserem neusten Blogbeitrag.
Vero – True Social – Was kann die neue App?
Facebook wird vor allem jüngeren Teil der Bevölkerung immer unbeliebter. Beste Voraussetzungen also für eine neue Social Media App. Das dachten sich wahrscheinlich auch die Gründer von Vero. Das Konzept ist relativ einfach. Man könnte die Funktionen mit einer Mischung aus Facebook und Instagram vergleichen: Nutzer sollen hier Fotos, Videos und Locations, aber auch Film-, Musik- oder Bücherempfehlungen teilen.
Zusätzlich hat man die Möglichkeit, Musik direkt aus Apple Music zu posten und auch Filme und Serien können direkt aus der Datenbank von themoviedb.org geteilt werden.
Vero will außerdem auf die beiden meist gehassten Dinge anderer Social Media Apps verzichten: Werbung und Algorithmen.
Bis jetzt gehen die Meinungen auseinander: Viele sind bereits genervt vom Hype und vor allem von den technischen Problemen, die aktuell bei der App auftreten, die anderen sind begeistert von dem Konzept und hoffen auf ein neues Instagram – ohne Werbung und ohne gefilterte Inhalte.
Die eine Million-Nutzer-Marke hat die App bereits geknackt. Anfangs hieß es, dass man die App nur bis zu dieser Grenze kostenlos nutzen kann. Wegen der technischen Probleme, die durch den plötzlichen Hype auftraten, wurde die Grenze vorerst aufgehoben. Ab wann die App kostenpflichtig wird und wie hoch diese Kosten sein werden, ist noch nicht bekannt.
Die App soll generell die gleiche Zielgruppe wie Facebook, Instagram und Co. ansprechen. Vor allem aber junge Nutzer, die sich durch die Werbeeinblendungen auf den anderen Plattformen belästigt fühlen, sollen durch Vero angesprochen werden. Viele Influencer nutzen Vero bereits. Aber wie kam es überhaupt dazu?
Woher kommt der Hype?
Vero gibt es schon seit 2015, ist also alles andere als neu. Bis vor Kurzem hat sich jedoch kaum jemand dafür interessiert. Im September 2017 veröffentlichte Regisseur Zack Snyder („300“) dann seinen Kurzfilm „Snow Steam Iron“ exklusiv auf Vero und der Fotograf Robert Whitman verkauft nur dort seinen Prince-Bildband „Pre-Frame“. Schließlich fingen einige Influencer an, über die App zu sprechen und ihren Followern davon zu berichten. Das Versprechen der App, dass die ersten eine Million Nutzer Vero kostenlos herunterladen können, führte dann zu dem Ansturm der letzten Wochen. Aber hält die App, was sie verspricht? Wir haben die wichtigsten Vor- und Nachteile zusammengefasst:
Was macht Vero besser als die anderen?
- Vero wirbt mit dem Slogan „True Social“. Es soll also weniger um Social Media und mehr um Social Life gehen. Im Gegensatz zu Facebook und Instagram erscheinen Posts in chronologischer Reihenfolge – es wird also auf Algorithmen, die die Posts filtern sollen, verzichtet.
- Es gibt keine Werbung. Da sich die App durch Jahresbeiträge und Provisionen finanzieren möchte, fallen Werbeanzeigen weg.
- Zudem versucht die App die Grenzen der Privatsphäre mit einer klareren Unterteilung zwischen engen Freunden, Freunden, Bekannten und Followern zu spezifizieren. Man kann dann selbst entscheiden, welche Gruppe welchen Content zu sehen bekommen soll. Auch kann man Inhalte privat veröffentlichen, die dann für niemanden sichtbar sind. Theoretisch ist das auch bei Facebook möglich, jedoch um einiges weniger nutzerfreundlich.
- Inhaltlich versucht Vero über den reinen Foto-Beitrag von Instagram hinaus zu kommen. So können neben Bildern und Videos, die man vor der Veröffentlichung selbstverständlich auch bearbeiten kann, auch Links und Standorte, aber auch Musik, Filme, Serien und Buchempfehlungen im Feed mit anderen geteilt werden. Man kann beispielsweise angeben, ob man einen Film gerade schaut, gesehen hat oder noch sehen will. Dies ist per Klick auf einen Button oder mit zusätzlichem Kommentar möglich.
- Das Design ist etwas Neues und wirkt sehr frisch und modern.
Wo liegen die Probleme?
- Bei der Anmeldung muss man seine Telefonnummer angeben, sonst ist eine Registrierung nicht möglich.
- Im Moment kommt es oft zu technischen Schwierigkeiten bei der Anmeldung und der Nutzung der App. Sie lässt sich nicht öffnen, hängt sich auf oder lädt Bilder und Posts nicht. Dies ist den Machern von Vero jedoch bekannt und wird behoben.
- Social Media-Müdigkeit wird immer mehr zum Massenphänomen – es ist fraglich, ob man wirklich Lust hat, beim Aufbau des Freundesnetzwerks nochmals von vorn zu beginnen
- Eine wichtige Frage ist außerdem die Finanzierung von Vero. Veros Geschäftsmodell soll aus Kooperationen mit Medien-Unternehmen (etwa: bei Kauf eines Films / Buches, u.a.) und einem Abo-Modell bestehen. Die ersten Million Mitglieder nutzen Vero kostenlos, danach wird eine Jahresgebühr fällig. Wie hoch diese ist und ab wann die Nutzer zahlen müssen, ist jedoch noch völlig unbekannt.
- Nutzernamen können beliebig oft vergeben werden. Bei der Registrierung erfolgt kein Hinweis ob der Benutzername schon vergeben wurde. Das macht die Suche nach Freunden und Bekannten schwieriger.
- Laut bisherigen AGB`s der Social Media App gibt man nach Veröffentlichung die Bildrechte an Vero ab.
- Sollte Vero so erfolgreich wie Facebook oder Instagram werden, wird es eine Beschränkung der Reichweite geben müssen, da die Timeline sonst unendlich lang werden würde. Man würde den Überblick über all die verschiedenen Posts verlieren und unwichtige Beiträge würden wichtigere Posts nach hinten verschieben.
- Ein weiterer Punkt ist außerdem der Gründer sowie Geschäftsführer der App. Der 1987 geborene libanesische Milliardär Ayman Hariri, Sohn des ehemaligen Ministerpräsidenten des Libanons, war bis 2017 als Vorstandsvorsitzender sowie CEO der Baufirma Saudi Oger tätig. Die Firma machte Negativschlagzeilen und wurde unter anderem wegen der Ausbeutung von Mitarbeitern im Sommer 2017 geschlossen. Auch das Team hinter der Vero App ist mehr als fragwürdig – es besteht aus 22 Männern und nur einer einzigen Frau, die übrigens im Customer Support arbeitet. „True Social“ ist was anderes.
Fazit
Insgesamt ist Vero sehr ähnlich zu den bereits etablierten Social-Media-Apps. Deshalb ist es fraglich, ob sie sich halten kann. Die größten Vorteile – keine Werbung und keine Algorithmen – sind zwar verlockend, hier ist jedoch auch unklar, wie Vero damit in Zukunft umgehen wird. Aufgrund der eher schwammigen AGB’s sollte man hier vorsichtig sein.
Die App macht deutlich, dass versucht wird, die Probleme anderer Plattformen zu vermeiden. Weil es keinen personalisierten Feed gibt, können Unternehmen oder Influencer auch nicht für Postings bezahlen, um die Interaktion auf Beiträgen zu erhöhen, wie es häufig auf anderen Plattformen passiert. Ob sich die App allerdings auch langfristig in Deutschland etabliert, bleibt abzuwarten – insbesondere dann, wenn neue Nutzer wirklich zahlen müssen. Einen kostenlosen Test ist Vero aber durchaus wert.